Der Bote einer neuen Zeit

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Das neue Trikot
Das neue Trikot der SG Dynamo Dresden

Die SG Dynamo Dresden erhält ein neues Trikot – per Fanabstimmung.

Bei der Entscheidungsfindung sorgt die SGD für ein Novum im deutschen Profifußball, da das Trikot nicht wie gewöhnlich vom Verein, sondern ausschließlich von Fans entworfen und gewählt wurde. Ähnliche Aktionen gab es bisher nur in der Form, dass das Trikot nur für einen ausgewählten Anlass getragen wurde.

Zur Auswahl standen fünf Variationen, für die der Verein nur die Grundlage und Richtlinien bereitstellte. Das Ergebnis beeindruckte: Insgesamt beteiligten sich in der vergangenen Woche 6.162 Fans an der Abstimmung auf der Facebook-Seite des Vereins. Das Sieger-Trikot vereinigte 2.239 Stimmen auf sich. Somit wurde eine Wahlbeteiligung von knapp 43 % erreicht, falls man annimmt, dass nur Vereinsmitglieder abgestimmt hatten.


Soweit zu den Fakten. Doch welche Bedeutung hat dieses Trikot?

Die Symbolik ist zwar nur auf den zweiten Blick erkennbar, aber dafür dem Zweck angemessen und sehr mit der Vereinsgeschichte verbunden. Die fünf korpulenteren in Verbindung mit den drei hageren vertikalen Streifen stehen einerseits für das Gründungsjahr ’53 der Sportgemeinschaft. Andererseits ist die Reihenfolge symptomatisch für die Vereinsgeschichte seit der Gründung: Die ersten 5/8 seit der Vereinsgründung am 12. April 1953 verliefen für den Verein sehr gut. Die SGD wurde achtmaliger DDR-Meister, siebenmaliger FDGB-Pokalsieger und erreichte international siebenmal ein Viertelfinale und einmal das Halbfinale des UEFA-Pokals. Die angesprochenen 5/8 seit dem Gründungstag betragen ziemlich genau die Zeit bis zur allerletzten Saison in der DDR-Liga und stellen somit die Blütezeit des Vereins dar, was die wohlgenährte Stärke der Streifen erklärt.
Die restliche Zeit bis heute wird durch drei Streifen versinnbildlicht. Eine Zeit ohne Geld, ohne Erfolge, ohne den Ruhm aus den vorhergegangenen Zeiten.
Dazu kommt noch eine weitere Symbolik, durch die die Geldnot bzw. Schwäche des Vereins noch stärker verdeutlicht wird: Die letzten drei Streifen werden von dem Wappentier der Stadt Dresden, einem Löwen, getragen.


Doch warum gibt der Verein die Verantwortung für eine so wichtige Einnahmequelle in fremde Hände?

Die Aktion ist ein klares Zeichen für den Weg, den Dynamo seit Jahren anstrebt.
Der Verein setzt auf direkte Kommunikation mit den Fans, um weitere Ausschreitungen zu vermeiden und das Gefühl eines Familien- und Traditionsvereins zu erhalten, für den Geld unwichtiger ist als die eigenen Fans.
Zudem ist die Aktion ein Indiz dafür, dass der Verein seine geballte Energie auf die Zusammenstellung eines neuen Kaders richtet, um sportlich weiterhin attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Nun ist es an Stefan Böger und Ralf Minge, den Worten bzw. Andeutungen Taten folgen zu lassen. Ein attraktives Trikot ist ein Anfang, aber eben auch nicht mehr. Die Aufgaben für die nächsten Wochen sind klar definiert, damit Dynamo nicht nur in modischen, sondern sowohl in sportlichen als auch finanziellen Belangen in eine positive Zukunft schauen kann. Der Kader muss rundum erneuert, die Fanausschreitungen bekämpft und die Jugendarbeit verbessert werden.

Wir haben die Chance auf einen Neuanfang nur ungewollt bekommen, aber wir sollten sie trotzdem nutzen!

Dynamo ist tot. Es lebe Dynamo!

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